Haiku Workshop im Atelier

Am zweiten Oktober Wochenende, sind in meinem Atelier in Heidelberg, fünf Haiku Dichter der Deutschen Haiku Gesellschaft zusammen gekommen und haben unter dem Workshoptitel

Text-Form-Fantasie,

Haiku Gedichte zu meinen Kunstwerken verfasst. Es galt für die Dichter sich inspirieren zu lassen und einen Zugang zu meinen Kunstwerken zu finden. Die Ergebnisse haben mich als Künstler ebenso, wie die Dichter gleichermaßen überrascht, gewinne ich doch jetzt einen anderen, intensiveren Blick auf meine eigenen Werke. Als Abschluss fand eine kurze Präsentation der Arbeiten zusammen mit Gästen statt.

Zusammenfassend möchte ich hier gerne einige Aussagen der Gäste wiedergeben.

Michaela Sarah Vogl, Mitglied Kamina Dichterkreis

Die Ausstellung hat mich sehr überzeugt. Meiner Meinung nach haben sich Michaels Kunstwerke und die Haiku auf sehr fruchtbare Art und Weise ergänzt. In mehreren anregenden Gesprächen im Anschluss kamen wir auf die Metapher eines „Hauses mit mehr Türen“. Je nachdem, ob ein Besucher eher sprachlich oder besser rein visuell leichter anzusprechen ist, findet er oder sie einen schnellen und tieferen Einstieg in das künstlerische Thema. Auch die Kombination von mehreren Haiku zu einem Kunstwerk fand ich eine wunderbare Sache, da man jetzt sogar noch mehr „Türen“ zur Auswahl hatte und sich in dem einen oder anderen Zugang besser wiederfinden konnte…

Kirsten Baumbusch, Journalistin

Ich liebe Haiku-Dichtung und ich liebe Michael Lerches Kunst – und war
erstaunt, dass beides zusammen, viel mehr gibt, als die einzelnen Teile.
Durch das Zusammenwirken, die Synergie, entsteht eine große,
mehrdimensionale Kraft und ein Berührtsein von großer Tiefe.
Erstaunlicherweise passiert das sogar, wenn mehrere, zwangsläufig
verschiedenartige Haikus beim gleichen Bild stehen. Das ist dann so, als
würde ein Fächer aufgefächert oder man würde auf ein Fassettenauge
blicken.

Daria Soboleva, Art van Demon Kunstverein

Im Laufe der ganzen europäischen Kunstgeschichte erscheinen Lyrik und bildende Kunst eher als Gegenspieler zueinander. Während sich in Europa seit der Antike Debatten entwickeln, welche Kunstgattung mehr lohnenswert ist, vereinen sich im ostasiatischen Raum Poesie und Bild in ein Gesamtkunstwerk. Im Haiga sind Gedichte ein organischer Teil eines Bildes. Michael Lerche verweist in seinen Werken auf diese japanische Tradition. Allerdings handelt es sich nicht um eine Nachahmung, sondern um eine Uminterpretation. In seiner Wahrnehmung von dem Begriff des Gesamtkunstwerks geht Michael Lerche weiter: Im Rahmen eines Werks arbeitet er häufig mit verschiedenen Materialien wie Holz und Kupfer, sodass eine Kombination zwischen Skulptur und Malerei entsteht.

Der Haiku-Haiga Workshop stellt ein Kunstexperiment dar, während dessen die fertigen Arbeiten erst vor Gruppen der Haiku-Dichter präsentiert wurden. Unabhängig von einander verfassten die Dichter ihre Wahrnehmungen und Interpretationen von Michaels Arbeiten in unterschiedlichen Haikus, die das Verständnis des Kunstwerks nicht erschweren, im Gegensatz mehrere Zugänge zu dem eigenen Sinn ermöglichen. Jedem Bild entsprechen zwei oder drei Haikus von verschiedenen Haiku-Dichter. Diese persönlichen ab und zu stark voneinander abweichenden Interpretationen provozieren Diskussionen bei der Betrachtung, lassen eigene Wahrnehmungen vergleichen und ergänzen, was schon davon zeugen kann, dass das Experiment erfolgreich war.

Nachfolgend ein paar Beispiele:

Haiku: Claudia Brefeld

Haiku: Ellen Althaus-Rojas Haiku: Martin Thomas